Wenn sich mehr Türen öffnen als schließen

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„Wenn ich Sachen machen kann, bin ich glücklich“, sagt Leon, der im 2. Semester Journalismus studiert. Wir sprechen mit ihm über sein Studium, seine Leidenschaften, übers Erwachsenwerden und Entscheidungen treffen.

Auf Leon wurde ich aufmerksam, als ich über den brandneuen Podcast SPRICH ES RAUS gestolpert bin. Darin werden „Statements abgegeben, Impulse gesetzt, Gedanken RAUSgesprochen“, so die Macher:innen. Wechselnde Gäste tragen in dem Podcast ihre eigenen Werke vor und tauschen sich dazu mit den Moderator:innen aus. Das Moderationsteam setzt sich aus drei Journalismus-Studierenden unserer Hochschule zusammen, einer von ihnen ist Leon.

Leon ist 19 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Heidelberg und studiert im 2. Semester Journalismus. Ich frage ihn, warum er sich für diesen Studiengang entschieden hat und wofür er sein Handwerk später einsetzen möchte. Seine Antwort darauf klingt fast schon filmreif, was der Glaubwürdigkeit aber keinen Abbruch tut: „Ich möchte Geschichten erzählen und Menschen eine Stimme geben.“ Um schon einmal vorwegzugreifen: All das, wofür sich Leon begeistert, was er tut – ob an der Hochschule oder im Privaten – ist für ihn mehr als das bloße Nachgehen seiner Interessen. „Ich möchte etwas tun, was mich begeistert, aber gleichzeitig Menschen dabei helfen, mehr zu sich zu finden.“

Leon schildert mir, wie ihn das schon seit seiner Jugend umgetrieben hat. Er sei schon immer sehr kreativ gewesen und habe eine blühende Fantasie gehabt. Bereits in seiner Kindheit war er ein richtiger Geschichtenerzähler und schrieb in der Grundschule umfangreiche Aufsätze. Auf dem Gymnasium leitete er die Schülerzeitung und widmete sich gern der Themenrecherche und Artikelerstellung. Neben seiner Leidenschaft fürs Schreiben begeistert ihn auch das bewegte Bild. Insgesamt zehn Preise hat er bei diversen Geschichts- und Filmwettbewerbe bereits gewonnen. Die Liste seiner kreativen Bestätigungsfelder ist lang. Poerty Slam sei allerdings seine liebste Beschäftigung. Schon als Teenager faszinierte es ihn, „wie Leute auf der Bühne stehen, ihre Gedanken vortragen und vielleicht den ein oder anderen dadurch begeistern“. Bei Leon klappte das mit der Begeisterung jedenfalls. Er habe schnell gemerkt, dass ihm diese Art des Schreibens und modernen Dichtens dabei helfe, seine Gedankenwelt zu ordnen und zu erkennen, was ihn bewegt. 

Vor meinem inneren Auge sehe ich Leon, ausgestattet mit einem klassisch schwarzen Notizbuch, auf einer Parkbank sitzend, seine Gedanken niederschreiben. Die Realität ist aber weitaus digitaler, wie ich erfahre: Wenn er Gedanken hat, die sich wiederholen und ihn beschäftigen, notiere er sich diese im Handy. Sobald die Zeit reif ist, kreiert er daraus einen Text. Auch das Auswendiglernen gehöre dazu, erzählt er mir. Doch da es sich um die eigenen Worte handele, könne man es nicht mit dem Erlkönig vergleichen, erklärt er lachend.

Beim Poetry Slam gibt der Vortragende ziemlich viel von sich preis, sofern er das möchte. Ob man diese Kunstform als öffentliches Tagebuch bezeichnen könnte, frage ich ihn. Leon nickt: „Ich schreibe über Sachen, die mir gerade wichtig sind. Das können Themen aus der Gesellschaft und Politik sein, aber genauso gut Sorgen oder motivierende Gedanken, die ich habe.“ Spannend dabei ist auch die Entwicklung der Texte. Die Texte von vor zwei Jahren würden sich sehr von denen unterscheiden, die er heute schreibt: „Meine Texte sind heute viel deeper, weil man auch erwachsener wird“.

Auszug eines Poetry Slams von Leon

„Ich lebe entgegen dem Stillstand. Ich will immer Dinge umsetzen”

Erwachsen werden – auch darüber sprechen wir. Es sei echt spannend, hin und wieder auch anstrengend, antwortet er mir auf meine Frage, wie es so ist, heutzutage jung zu sein. Als junger Mensch würden einem alle Türen offenstehen. Er habe viele Träume, genauso wie seine Freunde und Kommilition:innen. Daraus ergebe sich aber auch schnell ein Gefühl der Überforderung. „Ich hatte lange das Gefühl, wenn ich eine Tür öffne, würden sich die anderen Türen automatisch schließen. Mittlerweile sehe ich das entspannter.“ Er habe sich mit seinem Studium zwar für eine Richtung entschieden, die biete ihm aber dennoch genügend verschiedene Möglichkeiten. Beruflich lege er sich daher auch noch nicht fest: „Ich bin jung und habe noch genügend Zeit, um zu entscheiden, was ich im Leben machen möchte.“ Leon versteht es, einen mitzureißen. Das Gespräch strotzt vor Tatendrang und es schwingt dabei auch eine Portion Pathos mit. Und so wirkt Leon ein bisschen wie die Stimme seiner Generation, die voller Träume, Hoffnungen und Energie in einen neuen Lebensabschnitt startet. „Ich lebe entgegen dem Stillstand. Ich will immer Dinge umsetzen und machen. Mich ausprobieren und Neues entdecken. Das ist mir sehr wichtig und gibt mir immer positive Stimmung im Leben. Wenn ich Sachen machen kann, bin ich glücklich.“

 

 

 

 

 

„Jetzt ist man die wichtigste Person in seinem Leben”

Glücklich ist Leon auch mit seiner Entscheidung, nach Magdeburg zu ziehen und hier Journalismus zu studieren. Und das, obwohl die Startbedingungen in Zeiten einer Pandemie echt hart sind. Die Dozent:innen würden sich viel Mühe geben, um die Online-Lehre möglichst abwechslungsreich zu gestalten und über Gruppenarbeiten dafür zu sorgen, dass man sich kennenlerne. „An meinem Studiengang finde ich cool, dass er sehr praxisorientiert ist und vorausgesetzt bzw. gefördert wird, dass man sich ausprobiert. Man kann sehr viel außerhalb des Regelstudiengangs machen. Ich denke, das ist kein Standard.“ Als Vertiefungsrichtung hat sich Leon für Medienwirtschaft entschieden. So verwundert es kaum, dass er sich kurz nach seinem Studienstart im Film- und Onlinebereich nebenbei selbstständig gemacht hat. Von Magdeburg kannte er vorher lediglich ein paar Aufnahmen des Hundertwasserhauses. Mittlerweile habe er die Stadt schon etwas erkunden können und mag ihre Erscheinung mit den unterschiedlichen Stadtvierteln und Grünflächen. „Ich habe auch echt schon coole Orte hier entdeckt.“

Neue Erfahrungen zu sammeln, dabei gehe es doch beim Studieren. Und darum, sich selbst kennenzulernen: „Jetzt musst du herausfinden, wer du als Person bist. Was du machen willst, wo du später stehen willst. Jetzt ist man die wichtigste Person in seinem Leben.“ Dafür benötigt es natürlich Zeit, aber die, weiß Leon mit ein paar Jahren mehr Reife, hat er: „Ich habe erkannt, dass man mehr Zeit hat, als man denkt. Oftmals hat man das Gefühl, dass man sich direkt für einen Weg entscheiden muss. Ich habe aber gemerkt, dass mich verschiedene Wege zu meinem Ziel führen können.“

Und wer jetzt Lust bekommen hat, Leon in seinem Element zu hören und mal in den Podcast zu horchen, kann dies beim Campusradios tun.

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