Als Konrad 2020 sein Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal anfängt, weiß er genau, wo er damit hinmöchte. Doch nicht jede Entwicklung ist absehbar. Inwiefern ihn sein Ehrenamt zu seinem Studium geführt hat – und wieso „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ nicht gleich „Feuerwehr“ bedeutet.

Konrad Feil: Vom Ehrenamt ins Studium

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„Das Hobby zum Beruf machen“ – das war der Plan von Konrad Feil, als er sich für ein Studium entschied. Dass die Wahl auf den Bachelor-Studiengang „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ fällt, scheint wie eine logische Konsequenz für den freiwilligen Brandbekämpfer: So ist der Studiengang doch das erste Ergebnis bei der Suche nach „Feuerwehr studieren“. Dass in dem Studium mehr steckt als dieser eine Beruf, stellt er schnell fest.

Mit der Kooperation zwischen der Hochschule Magdeburg-Stendal, der Otto-von-Guericke-Universität und dem Institut für Brand- und Katastrophenschutz (IBK) Heyrothsberge verfügt der Studiengang über ein Alleinstellungsmerkmal. „Der Studiengang gibt es in dieser Art nur ein paar Mal in Deutschland.“

Am Ende entscheidet Konrad sich für den Campus in Magdeburg. Für den damals 18-Jährigen ein Neustart: Raus aus seiner Heimat in der thüringischen Stadt Nordhausen und rein in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, die er selbst als eine „kleine Großstadt“ beschreibt. „Ich wollte etwas Größeres“, sagt er über den Umzug fürs Studium.

„Zum Beginn des Studiums war für mich tausend Prozent klar, dass ich hier meinen Abschluss mache und dann zur Berufsfeuerwehr gehe.“ Schon in frühen Jahren begeistert sich Konrad für den Beruf des Feuerwehrmanns. Mit zehn Jahren nimmt ihn das erste Mal ein Bekannter zur Freiwilligen Feuerwehr mit – und ist seitdem Feuer und Flamme. Er absolviert seine Grundausbildung und wechselt mit 16 Jahren in seine Einsatzabteilung. Seit er 18 Jahre alt ist, fährt er regelmäßig bei Realeinsätzen mit. „Das kann die Beseitigung einer Ölspur sein bis hin zu einem Brandereignis oder einer technischen Hilfeleistung durch einen Verkehrsunfall auf der Autobahn“, erklärt der ausgebildete Atemschutzgeräteträger.

„Feuerwehr ist nicht planbar“

Einen seiner prägendsten Einsätze hat er über Weihnachten des vergangenen Jahres: Während viele Familien in Deutschland über die Feiertage zur Ruhe kommen, sind vor allem die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen von Hochwasser betroffen. Auch in Konrads Heimatstadt steigt ein Fluss auf mehrere Meter an, sodass das Wasser bewohnte Häuser bedroht. „Das ist das Schöne und Unschöne daran: Feuerwehr ist nicht planbar.“ Statt ein besinnliches Fest mit der Familie zu feiern, geht es für den ausgebildeten Gruppenführer und seine Kameradinnen und Kameraden in die Kälte, um die Einsatzkräfte zu organisieren, Sandsäcke zu befüllen, zu stapeln und damit den Deich zu sichern. „Wenn man damit nicht rechnet, ist es nicht nur eine physische, sondern auch eine psychische Belastung.“

Von jetzt auf gleich ist er für vier Tage im Einsatz, arbeitet acht bis zwölf Stunden am Tag, um die Sicherheit seiner Mitmenschen sicherzustellen. „Über die Weihnachtsfeiertage habe ich meine Feuerwehrkameradinnen und -kameraden mehr gesehen als meine Familie“, sagt er. „Das ist ein Einsatz, der über die nächsten Jahrzehnte im Gedächtnis bleibt: Sowas passiert nicht jeden Tag.“

 

Ehrenamtliche Arbeit wird teilweise unterschätzt

Die erlernten Inhalte aus dem Studiengang „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ würden ihm dabei helfen, die Ereignisse besser zu ergreifen und zu verstehen. „Man kann in bestimmten Einzelszenarien auf erhöhtes Fachwissen zurückgreifen“, stellt Konrad fest, der inzwischen in seinem 8. Semester an der Hochschule Magdeburg-Stendal studiert. „Das theoretische Fachwissen aus der Vorlesung kann man extrahieren, spiegeln und anwenden.“ Dadurch könne er gewisse Entwicklungen besser absehen.

Neben seinem Studium gibt Konrad Erste-Hilfe-Kurse. Für seine Kurse entwickelt er Übungsszenarien, um die Informationen für die Teilnehmenden greifbarer zu machen. Er hat Freude daran, Wissen zu vermitteln. Trotzdem wird seiner Auffassung nach, die ehrenamtliche Arbeit an vielen Stellen unterschätzt. „Oft sind es freiwillige Feuerwehrangehörige, die eine Gefahrenabwehr gewährleisten“, zählt er auf, „Die Bahnhofsmission, die Tafel oder auch die Durchführung von demokratischen Wahlen – das sind alles Ehrenamtliche, die sich engagieren für die Gesamtbevölkerung und Gesellschaft. Und wenn das Ehrenamt wegfallen würde, dann würde die Gesellschaft zusammenbrechen und das System kollabieren – ohne es teilweise zu wissen.“

Erweitertes Spektrum

Bevor Konrad angefangen hat zu studieren, war ihm klar, wohin er danach möchte. Innerhalb der vergangenen vier Jahre hat er allerdings in viele Bereiche geschnuppert, die ihn für seine Zukunft reizen. Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit beim Katastrophenschutz für zweieinhalb Jahre und als Ausbilder für die Johanniter, entdeckte er bei einem Projekt in der Brandschutzforschung eine neue Affinität. Er selbst beschreibt die Brandschutzforschung als einen „Dreiklang zwischen der aktuellen Forschung, den Inhalten aus dem Studium und dem Alltag aus der Feuerwehr“. Inzwischen haben sich Konrads Berufsvorstellungen, die am Anfang noch so klar waren, verändert. „Nicht, weil ich den Beruf nicht mehr ausüben möchte, sondern weil ich sehe, dass man mit diesem Abschluss viel mehr machen kann.“ Der Wunsch nach dem Studium bei der Berufsfeuerwehr zu arbeiten ist weiterhin da – doch inzwischen sind weitere Träume dazugekommen. „Das Spektrum ist erweitert worden, der Horizont wurde größer.“

Denn Sicherheit und Gefahrenabwehr umfasst zwar einen Bereich der Feuerwehr – aber eben nicht nur. Die Hochschule Magdeburg-Stendal bietet zusätzlich zum Bachelorstudium auch den Masterstudiengang „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ an. Weitere Berufszweige liegen beispielsweise bei der Polizei, in Fachbehörden sowie als Brandschutzingenieur:innen oder Spezialist:innen in Industrieunternehmen. Die Schnittstellen in Unternehmen würden immer größer werden, um Projekte im Sinne der Sicherheit anzuführen und durchzuführen. „Der Bachelor-Studiengang vereint viele Menschen für Gefahrenabwehr“, meint Konrad, der sich seine Zukunft nicht nur bei der Berufsfeuerwehr vorstellen kann, sondern auch als Brandschutzforscher. „Sicherheit ist überall notwendig, dazu muss man keine Uniform tragen.“

 

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Aufgeschrieben und fotografiert von Nina Stein.

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