Klimaschutz: mehr als nur ein Wort

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Wie erklärt man einem Außerirdischen, der vor fünf Minuten auf der Erde gelandet ist, was „Nachhaltigkeit“ heißt? „Das lässt sich gut an einem Hochbeet mit Tomaten verdeutlichen: Wenn ich alle Tomaten auf einmal abpflücke, bleiben keine Samen mehr für die Fortpflanzung übrig“, erklärt Julia Zigann die „Don´ts“. Die Klimaschutzmanagerin der Hochschule fährt fort: „Ich würde dem Alien auch sagen, dass er die Tomatenpflanzen wässern muss, damit sie weiter existieren können.“ Und damit er dann nicht genervt mit den Augen rollt, weil ihm das zu anstrengend erscheint, würde Julia ihm vorschlagen, sich jemanden zu suchen, mit dem er sich diese Aufgabe teilt. „Vielleicht ist es auch leichter beim Gießen Musik zu hören“, schlägt sie vor. Damit ist sie bei einem Aspekt, der ihrer Meinung nach Grundlage von Klimaschutz sein sollte: „Wir Menschen brauchen Freude und Spaß, um Veränderungsprozesse anzustoßen. Klar, Nachhaltigkeit heißt auch mitdenken, funktioniert aber eben nicht mit Bestrafung.“

Klimaschutzkonzept

Seit Sommer 2021 ist Julia Zigann das Gesicht für das Klimamanagement der Hochschule Magdeburg-Stendal. Für die Hochschule ist Nachhaltigkeit nämlich keineswegs ein Begriff, mit dem inflationär um sich geschmissen wird, um besser dazustehen, sondern gelebte Realität. Institutionelles Fundament aller Aktivitäten ist der Klimabeirat, der die Hochschule in allen klimarelevanten Angelegenheiten berät und die Umsetzung ihrer Klimaschutzziele bewertet. 

Eine Aufgabe lautet: bis 2030 in den Bereichen Energie und Mobilität klimaneutral zu werden. Ganz klar, dass es dafür Menschen braucht, die sich dieser Anforderung stellen. „Als ich die Stelle als Klimaschutzmanagerin angetreten habe, drehten sich die ersten zwei Jahre meiner Arbeit erst einmal darum, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen. Grundlage dafür war eine Berechnung, in welchen Handlungsfeldern die meisten Potentiale liegen“, erinnert sich die Klimaschützerin. Dabei kam heraus, dass im Bereich Energie – also Strom und Wärme – sowie Mobilität viel zu verändern ist und auch ausreichend Daten vorliegen. Noch weiter im Bereich Mobilität herangezoomt zeigte sich, dass Flugemissionen und Dienstreisen mit dem privaten PKW die größten Ausstöße ausmachen. Von da an war klar, wo zunächst angepackt werden sollte …

Dienstreiserichtlinie mit Nachhaltigkeitskriterien

„Man muss das Rad nicht immer neu erfinden“, verweist Julia auf ihre Vorgehensweise, mal bei anderen Hochschulen zu schauen, welche Instrumente sie nutzen. Auf Basis dieser Recherche konnte Julia in Teamarbeit eine Strategie entwerfen und sie mit Beteiligten und Entscheidern besprechen. Long story short: Ein Weg mit vielen Einzelstationen und unter Einbindung diverser Akteure mündete schließlich darin, dass der Senat der Hochschule Magdeburg-Stendal im Juni 2024 die neue Dienstreiserichtlinie, die erste Reiserichtlinie mit Nachhaltigkeitskriterien in den Hochschulen in Sachsen-Anhalt, verabschiedete – einstimmig!

Damit war das Fundament, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern, offiziell geschaffen und das Ziel, Emissionen zu reduzieren, besiegelt. Neben den bisherigen Eckpfeilern „Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit, Rechtmäßigkeit, Notwendigkeit und Fürsorgepflicht“ war nun also auch das Prinzip der Nachhaltigkeit als grundlegender Rahmen eingeführt. Ein Bespiel ist die Regel: „Zug statt Flug!“, das Inland betreffend. Ganz grundsätzlich liegt der Richtlinie die Arbeitgeberfreundlichkeit zugrunde, das heißt, dass bei allen Neuregelungen soziale Aspekte und Lebenswelten berücksichtigt worden sind.  Die neue Dienstreiserichtlinie: Ein Meilenstein, doch keineswegs der Zieleinlauf …

Innovatives Klimaschutz-Instrument

Zurzeit erarbeitet Julias Zigann ein besonderes Klimaschutz-Instrument: ein Exceltool, das Treibhausgasbilanzen von Verwaltungen wie zum Beispiel Hochschulen sowie kommunalen Verwaltungen berechnen kann. Es ist einzigartig, weil sich damit Zukunftsszenarien bis 2050 berechnen lassen. Es ist kostenfrei und sogar mit lediglich grundlegenden Excelkenntnissen zu nutzen. Nicht nur hier schaut Julia über den h2- Tellerrand hinaus, sondern auch, was die Mitwirkung auf städtischer Ebene angeht.

Klimabeirat Magdeburg

Seit Kurzem ist die h2 nämlich Mitglied im Klimabeirat Magdeburg. Dieser unterstützt Stadtrat und Verwaltung bei der Erreichung ihrer Klimaziele, welche die Richtung vorgeben. Der Beirat mit Expertinnen und Experten aus Umweltverbänden, Hochschulen, Wirtschaft und Bauwesen soll dazu beitragen, Magdeburg bis 2035 CO2-neutral zu machen. Alles ist dabei der Frage untergeordnet: Wie kann man Klimaschutz in der Stadt umsetzen und dabei möglichst viele Bürger:innen beteiligen? Julia Zigann bringt sich für die Hochschule ein.
 

Ein Prozess mit Rundumblick

„Klimaschutz ist für mich ein Prozess“, erklärt Julia und hält fest, dass sie sich immer wieder fragt und prüft, wo sie dabei aktuell steht und was sie noch machen kann – im Privaten genauso wie an der Hochschule. „Klimaschutz geht nicht ohne Wirtschaftlichkeit und soziale Nachhaltigkeit – das muss mit betrachtet werden“, hält sie die Basis aller Maßnahmen fest. Nicht weniger wichtig sei es, den Menschen Alternativen aufzuzeigen und sie eben nicht mit dem Gefühl von Verlust zurückzulassen. Am Beispiel der Reiserichtlinie ist das unter anderem die Möglichkeit, sich höhere Kosten wie zusätzliche Übernachtungen und Nachtzugverbindungen erstatten zu lassen.

 

Fazit

Julias Werte finden sich unübersehbar in ihrer Tätigkeit als Klimaschutzmanagerin wieder: „Jeder Mensch kann einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten, nicht nur aufs Klima bezogen, sondern auch in allen anderen sozialen Bereichen. Und: wenn man merkt, ‚dass man kann', dann sollte man auch!“, bilanziert die 30-Jährige.   

 

Mehr Informationen zu Julias Studiengängen:

Bachelorstudiengang Recycling, Umwelt und Nachhaltigkeit: www.h2.de/run

Masterstudiengang Ingenieurökologie: www.h2.de/iö

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Aufgeschrieben von Mady Host, fotografiert von Phoebe Koschnieder und Matthias Piekacz

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