„Manchmal vermisse ich es mit meinen Freunden Japanisch zu reden“
Von Japan nach Deutschland: Eine Studentin erzählt von Kulturwandel und neuen Erfahrungen
Die Hochschule Magdeburg-Stendal steht für Vielfalt – auch kulturell. Wer zum Studieren ins Ausland geht, begibt sich nicht nur auf eine geografische, sondern vor allem auf eine persönliche Reise. Riko Ogami (21) hat im Spätsommer 2024 ihre Heimat Japan verlassen, um in Deutschland als Austauschstudentin im Bachelor „Language and Communication in Organizations“ zu studieren. In einem Land, das in vielem das Gegenteil ihrer Heimat ist, begegnet sie im Alltag Überraschungen, Herausforderungen und neuen Seiten an sich selbst.
Riko hat sich bewusst für Deutschland entschieden. Nicht nur wegen des Studiengangs, sondern auch wegen der Sprache. „Deutsch ist in Japan nicht so weit verbreitet - ich wollte es versuchen. Außerdem wollte mit vielen verschiedenen Menschen sprechen, das passt zu meinem Studium“, erzählt sie. Bevor sie an der Hochschule Magdeburg-Stendal mit dem Studium begann, besuchte sie zunächst eine Sprachschule in Düsseldorf. Heute steht sie kurz vor dem Ende ihres ersten Studienjahres.
Zwischen Zugverspätungen und Sprachbarrieren
An das Leben in Deutschland musste sich Riko erst gewöhnen - vor allem an einige Eigenheiten des Alltags. „Ich war überrascht, dass die Züge so oft zu spät kommen. In Japan sind sie immer pünktlich“, sagt sie und lacht. Auch die geschlossenen Supermärkte am Sonntag waren für sie ein kleiner Kulturschock: „In Japan haben die Geschäfte rund um die Uhr geöffnet.“
Sprachlich lief der Einstieg ebenfalls anders als erwartet: „In Japan dachte ich, mein Deutsch ist gut. Aber im Alltag ist es doch viel schwieriger, wirklich alles zu verstehen.“ Besonders kleine sprachliche Details fallen ihr auf: „Die deutsche Betonung von Tokio klingt für mich ganz anders, aber interessant.“
Zum Glück hat sie an der Hochschule viele internationale Mitstudierende kennengelernt, mit denen die Kommunikation leichter fällt: „Alle sprechen unterschiedlich gut Deutsch und das nimmt mir den Stress. Ich muss keine Angst haben, Fehler zu machen.“ Auch im sozialen Miteinander erlebt Riko einen Unterschied zur Heimat: „In Japan spricht man kaum mit Fremden. Hier redet man einfach mit anderen- das war erst ungewohnt.“
Trotzdem fühlt sich Riko an der Hochschule gut aufgehoben, denn ihr Studiengang „Language and Communication in Organization“ ist die perfekte Ergänzung zu ihrem Studium an ihrer Heimatuniversität, der Nagasaki University of Foreign Studies. Dort studiert sie International Communication, welcher auch Deutsch und Englisch anbietet und passend dazu richtet sich der Studiengang LCO an Menschen, die ihre Deutsch- und Englischkenntnisse verbessern und erlernen wollen wie Kommunikation in interkulturellen und digitalen Bereichen eingesetzt wird.

Kulinarische Kontraste und Heimweh
Was sie an Japan vermisst? „Meine Familie. Und manchmal vermisse ich es mit meinen Freunden japanisch zu reden“, sagt sie nachdenklich. Auch beim Essen zeigen sich Unterschiede: „Japanisches Essen im Restaurant ist hier sehr teuer. Ich bereite deshalb mein Lieblingsgericht Onigiri selbst zu.“ Dies ist gekochter Reis, der zu Dreiecken oder Bällchen geformt wird und oft eine Füllung nach Wahl enthält.
In Deutschland hat sie dafür neue Dinge entdeckt: „Ich mag Currywurst, Haribo und Sachertorte.“
Was bleibt: Die Erfahrung, über sich selbst hinauszuwachsen. Riko hat nicht nur eine neue Sprache gelernt, sondern auch viel über sich selbst. „In Japan dachte ich, ich bin freundlich und offen. Hier merke ich aber, dass ich eigentlich eher schüchtern bin. Ich denke oft: Ich sollte mehr Leute kennenlernen, aber es ist nicht immer so einfach.”
Ein Studium, das mehr ist als ein Studiengang
Rikos Weg zeigt: Ein Auslandsstudium ist nicht nur ein akademisches Projekt. Es ist eine persönliche Reise - mit Unsicherheiten, kleinen Erfolgen und überraschenden Erkenntnissen. Für Riko gehört dazu auch manchmal einfach nur ein Spaziergang an der Elbe.
Gut angekommen Dank des Buddyprogramms
Damit internationale Studierende wie Riko sich schnell zurechtfinden, bietet die Hochschule Magdeburg-Stendal das Buddyprogramm an. Hier unterstützen erfahrene Studierende, sogenannte Buddies, Neuankömmlinge bei der Orientierung auf dem Campus, beim Ankommen in der Stadt und im Studienalltag. Buddies helfen auch bei Behördengängen, geben Tipps zu Freizeitangeboten oder begleiten zu interkulturellen Veranstaltungen.
Du willst selbst Buddy werden oder als internatione:r Studierende:r betreut werden? Alle Infos zur Anmeldung findest du hier: h2.de/buddyprogramm
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Aufgeschrieben von Laura Nagy, fotografiert von Matthias Piekacz
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Zum Bachelor-Studiengang Language and Communication in Organizations