Groß denken, denn das wird schon
„In drei Worten? Ich bin ein Macher, hin und wieder auch Zugpferd und bestimmt das eine oder andere Mal etwas überbeschäftigt“, sagt Andreas Witt lächelnd von sich. Sein Leben spielt sich in sehr unterschiedlichen Welten ab: Hauptberuflich ist er als Vertriebsingenieur bei der deutschlandweit agierenden Firma Unitechnis dafür verantwortlich, Produkte und Dienstleistungen rund um Fremdwasser, Abluftsysteme oder Anlagenbau zu vermarkten. Das fachliche Knowhow für diese Arbeit hat er in seinem Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal erworben und kann es zugleich in seine private Leidenschaft einfließen lassen.
Ehrenamtlich engagiert er sich als zweiter Vorsitzender im Sanierungsverein Ravelin 2 in Magdeburg. Der Verein kümmert sich um den Erhalt und die touristische Nutzung einer imposanten Festungsanlage mitten in der Landeshauptstadt. Die große Anlage gehörte zum einstigen Festungsring Magdeburgs und wurde bis zum Jahr 1919 militärisch genutzt. Seit 2014 packt Andreas Witt im Verein tatkräftig mit an, hilft bei Baumaßnahmen und organisiert Veranstaltungen. Alljährlich zieht es tausende Gäste zum Beispiel zu den Magdeburger Festungstagen zu Pfingsten in das Ravelin und in die alten Kasematten. Vor Weihnachten laden Andreas Witt und seine Vereinsmitstreiter:innen an einem Wochenende zu einem großen Adventsmarkt mit Musik, Unterhaltung und Feuershow ein.
Über den Tellerrand schauen!
Der aus Jerichow stammende Mittdreißiger hat das Wissen für seinen heutigen Beruf an der Hochschule Magdeburg-Stendal am Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit erlangt. Angefangen 2010 im Studiengang Wasserwirtschaft, wechselte er 2014 zu Kreislaufwirtschaft (heute der Bachelorstudiengang Recycling und Entsorgungsmanagement) und erhielt 2020 seine Bachelorurkunde. Seine Ehrenämter und Nebentätigkeiten – als Veranstaltungstechniker oder Essenslieferant – haben die Studienzeit etwas verlängert, aber auch viele neue Eindrücke und Erfahrungen mit sich gebracht. Unter anderem hat er in dieser Zeit mit seinem Hochschulwissen eine eigene Idee für eine Biogasgewinnungsanlage entwickelt. Witt: „Es war mir immer wichtig über den Tellerrand zu schauen.“
Für das Studium in Magdeburg nennt Andreas Witt mehrere gute Gründe: „Ich wollte heimatnah bleiben. Als Angler war ich immer schon gern am Wasser und Magdeburg ist ein wunderschöner Ort, ebenso wie der grüne Campus in Magdeburg.“ Vorteil Nr. 2: Auf dem Campus überzeugen vor allem die Ausstattung und die qualifizierten, praxisnahen Lehrenden. Ergänzend fügt er hinzu: „Es gibt sehr gute Professor:innen. Und in Magdeburg seinen Abschuss gemacht zu haben, das bedeutet schon etwas! Es öffnet in der Branche Tür und Tor. Ich bin stolz darauf.“
Allein gelassen habe er sich nie gefühlt, da die Lehrenden immer ansprechbar waren und darauf achteten, dass die Studierenden ihre Forschungsfrage nicht aus den Augen verloren. „Ich mochte es im Studium, mir Themen frei auszuwählen, die mich interessierten.“ Das führte den leidenschaftlichen Bodendenkmalpfleger auch zu einer Idee für ein eigenes Produkt.
Als Geschichtsfan und Bodendenkmalpfleger widmet sich Andreas Witt Denkmälern und historischen Funden, die im Boden erforscht, geschützt und dokumentiert werden sollen. „Magdeburg und Umgebung warten aufgrund der Siedlungsgeschichte mit einigen Schätzen auf“, erklärt er. „Die Entwicklung der Menschheit anhand von Bodenfunden zu rekonstruieren, finde ich äußerst spannend.“ Doch es geht ihm nicht nur um die Vergangenheit unseres Planeten, sondern auch um dessen Zukunft. So hat der vielseitige Alumnus eine Anlage entwickelt, die Grasschnitt aus Straßenbegleitgrün oder Parkanlagen für Biogasanlagen gewinnen kann. Im Gegensatz zur Nutzung von beispielsweise Energiemais ist dieser Einsatz ganzjährig und mit vergleichsweise wenig Aufwand möglich. Das macht dieses Produkt zur Generierung von Biogas so interessant. In enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-Stendal tüftelt er mit seinem Team an einem Prototyp, welcher die Welt besser und gesünder machen darf.
Im Berufsalltag
Die Firma, für die Andreas Witt seit November 2023 hauptberuflich den Vertrieb übernimmt, stellt sich Geruch und anderen Herausforderungen im Abwasserbereich, bietet Innovationen für Kanalnetze und liefert in diesem Zuge Produkte und die erforderlichen Ingenieurdienstleistungen. Er arbeitet hier mit zwei weiteren Kommilitonen aus seinem Studium zusammen. „Wir sind ein gutes Team, da wir gemeinsam alle Kompetenzen, die wir im Studium erworben haben, einbringen können.“ Andreas bestätigt, dass ihn das Studium bestens auf den Berufsalltag vorbereitet hat.
Zwischen Studienabschuss 2020 und Berufseinstieg hat er alles dafür getan, seinen Prototypen auf den Weg zu bringen: Businesspläne geschrieben, ein Team zusammengestellt, Patent gesichert, Firma gegründet. Zusammen mit der Hochschule forscht er weiter, um die Anlage „zum Laufen zu bringen“. Ganz nach seiner Devise: „Groß denken, denn das wird schon!“
Andreas Witt ist sich sicher, in Magdeburg zu bleiben. Er wünscht sich, die gute Zusammenarbeit mit der Hochschule beibehalten zu können. In Dankbarkeit blickt er auch zurück: „Auf dem Weg, den ich gegangen bin, durfte ich viele Menschen kennenlernen. Ich möchte mich ausdrücklich bei meinem Professor:innen und Unterstützer:innen an der Hochschule bedanken.“
Ehrenamtlich beim Adventsmarkt
Am 7. und 8. Dezember 2024 wird Andreas Witt beim „Advent im Ravelin“ in Magdeburg, in der großen Festungsanlage in der Maybachstraße nahe des Hauptbahnhofes, zu treffen sein. Mit seinem Vereinsteam hat der Hochschulabsolvent einen gemütlichen Weihnachtsmarkt mit regionalen Leckereien, traditionellem Handwerk, Kunst und Kultur gestaltet.
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Fotos: Matthias Piekacz
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