„Da ist noch mehr drin!“ – Ohne Abitur ins Maschinenbaustudium

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Dass Robert Prigge heute Maschinenbau studiert, hätte er bei seinem Schulabschluss nicht gedacht. Dabei war der Wunsch, studieren zu gehen, durchaus vorhanden: „Mein Vater hatte immer ein Sprichwort: Willst du der Typ sein, der den Nagel in die Wand hämmert, oder der Typ, der sagt, wo der Nagel reingehämmert wird?“ Nachdem er jedoch ohne Abitur die Schule beendet hatte, schien ein Studium zunächst kein Thema mehr zu sein.

Kein Abi – kein Studium!? 

Für viele entscheidet sich mit dem Schulabschluss der spätere Berufsweg. Wer ein Abitur macht, geht studieren, und wer kein Abitur hat, macht eine Ausbildung. Seit dem Jahr 2009 kann man in Deutschland auch ohne Abitur studieren. Die genauen Zulassungsbedingungen variieren dabei von Bundesland zu Bundesland. Für einzelne kreative oder gestalterische Studiengänge, wie Journalismus oder Industrial Design, kann sogar der Nachweis einer besonderen künstlerischen Begabung die Hörsaaltüren der Hochschule Magdeburg-Stendal öffnen. Für die meisten Studiengänge befähigt eine Fachhochschulreife oder eine fachbezogene Hochschulreife zur Aufnahme eines Studiums. Ein Techniker- oder Meisterbrief ermöglicht ebenfalls eine Studienaufnahme. Studieninteressierte mit Realschulabschluss, abgeschlossener Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung haben auch eine Chance auf einen Studienplatz. Häufig beinhaltet das Zulassungsverfahren eine Eingangsprüfung oder ein Probestudium, um die Studierfähigkeit nachzuweisen, wenn keine Hochschulzugangsberechtigung vorliegt.

"Da ist noch mehr drin"

Robert machte eine Ausbildung zum technischen Produktdesigner: „Und weil ich so was von Spaß in der Ausbildung hatte und die auch verdammt gut abgeschlossen habe, habe ich gesagt: Da ist noch mehr drin, da kann man noch mehr rausholen. Und so kam das Studium dann doch wieder ins Gespräch.“ Der endgültige Entschluss, studieren zu gehen, kam aber erst später. In seiner Freizeit ist Robert viel mit seinen Hunden in der Natur unterwegs und hilft freiwillig im Tierheim. Auch im Schützenverein übernimmt er ehrenamtlich Verantwortung. Beruflich wollte er sich weiterentwickeln: „Ich wollte mehr, und ich will auch flexibler sein. Nicht nur am PC, sondern auch mal raus. Das wollte ich mit dem Studium irgendwo auch erreichen, um weiterzukommen und nicht nur jeden Tag im Prinzip das Gleiche mit der gleichen Thematik zu machen. Und so kam das dann, dass ich gesagt habe: Ich studiere jetzt noch.“

Berufserfahrung hilft 

Ein Studium nach einer Ausbildung eröffnet viele neue Berufschancen, und Fachkräfte mit akademischem Abschluss können häufig mit einem höheren Gehalt rechnen. Die Investition lohnt sich, auch wenn es sich anfangs merkwürdig anfühlen mag, wieder die Schulbank zu drücken. Der Studienalltag unterscheidet sich sehr vom üblichen Arbeitsalltag, und auch das Einkommen ist im Studium eher geringer. Robert ist aber sehr zufrieden mit seiner Entscheidung. Besonders schätzt er die lockere und zugewandte Art seiner Professoren im Maschinenbaustudium: dass sie ihm und seinen Kommilitoninnen auf Augenhöhe begegnen und sich Mühe geben, selbst sehr trockene Theorie anschaulich zu vermitteln. Seine Berufserfahrungen helfen ihm, eine eigene Perspektive und ein tieferes Verständnis für manche Studieninhalte zu entwickeln: „Ich bin der Meinung, eine Ausbildung bringt einem noch einmal sehr viel für ein Studium, weil man anders denkt. Man geht anders an Probleme und an Möglichkeiten ran.“ Seine Erfahrung teilt Robert auch in Gruppen- und Projektarbeiten mit seinen Kommilitoninnen. Das Studium eröffnet ihm tiefere Einblicke in seine Berufsmaterie, und er findet es spannend, einzelne Prozesse in den Laboren experimentell nachvollziehen zu können.

Wege ins Studium

Verglichen mit dem direkten Weg vom Abitur ins Studium erscheint ein Studium nach der Ausbildung oder anderen Qualifikationen zwar wie ein umständlicher Umweg, jedoch kann es viele persönliche und fachliche Vorteile mit sich bringen. Eine Ausbildung bietet eine intensive Auseinandersetzung mit der beruflichen Praxis, während das Studium tiefer gehende Inhalte vermittelt und neue Karriereperspektiven eröffnet.

Auch wer kein Abitur vorweisen kann, muss ein Studium nicht gänzlich aus seiner Zukunftsplanung streichen. Man sollte sich in diesem Fall jedoch gut über die bestehenden Möglichkeiten, das Zulassungsverfahren, die benötigten Dokumente und die besonderen Fristen informieren. Dabei können die Studienberatung und das Immatrikulationsamt der Hochschule Magdeburg-Stendal weiterhelfen.

Zugang durch Eignungsprüfung

Studieninteressierte, die nicht über eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB) verfügen, jedoch eine abgeschlossene Berufsausbildung und mindestens drei Jahre hauptberufliche Tätigkeit nachweisen können, haben die Möglichkeit einen formlosen Antrag auf Feststellung der Studierbefähigung beim Immatrikulationsamt zu stellen. Dieser muss neben vollständigen Angaben zur Person einen tabellarischen Lebenslauf, beglaubigte Abschlusszeugniskopien der Berufsausbildung, einen Nachweis über die hauptberufliche Tätigkeit und die Nennung des gewünschten Studiengangs mit Begründung enthalten.

Antragsfrist für das Wintersemester: 15.01.
Antragsfrist für das Sommersemester: 15.07.

Wenn dem Antrag statt gegeben wurde, wird die Studierfähigkeit in einer Eingangsprüfung nachgewiesen. Das Bestehen der Prüfung befähigt zur Aufnahme des im Antrag benannten Studiums. Beim erfolgreichen Abschluss der Eingangsprüfung kann sich regulär auf ein Studium über das Bewerbungsportal beworben werden.

Zugang über ein Probestudium

Wer über Berufserfahrung verfügt, kann einen formlosen Antrag auf ein Probestudium in einem berufsfachbezogenen Studiengang stellen. Die berufliche Qualifikation wird anhand des Antrags vor einer Bewerbung geprüft. In dem Antrag müssen vollständigen Angaben zur Person, ein tabellarischer Lebenslauf, Abschlusszeugniskopien der Berufsausbildung und ein Bescheid über die hauptberufliche Tätigkeit enthalten sein und fristgerecht an onlinebewerbung@h2.de  gesendet werden.

Antragsfrist zulassungsbeschränkter Studiengänge zum Wintersemester: 31.05.
Antragsfrist zulassungsbeschränkter Studiengänge zum Sommersemester: 30.11.

Antragsfrist nicht-zulassungsbeschränkter Studiengänge zum Wintersemester: 31.08.
Antragsfrist nicht-zulassungsbeschränkter Studiengänge zum Sommersemester: 15.02.
 

Wenn dem Antrag stattgegeben wird, kann man sich auf ein Studium über das Bewerbungsportal bewerben. Eine Immatrikulation gilt dann zunächst für zwei Semester. Wenn in diesem Zeitraum mindestens die Hälfte der erforderlichen Leistungspunkte erbracht wird, kann das Studium bis zum Abschluss regulär fortgesetzen.

Für einzelne Studiengänge gelten besondere Zulassungsvoraussetzungen. Diese können in der jeweiligen Beschreibung der Studiengänge auf unserer Website nachgelesen werden. 

Mehr Informationen zum Studiengang Maschinenbau

 

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Aufgeschrieben von Michelle Dölling

Fotografiert von Matthias Piekacz

Veröffentlicht am 11.11.2025

 

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