Klima ist, was du draus machst!? Na gut, ganz so einfach ist es leider nicht. Die wohl größte globale Bedrohung des 21. Jahrhunderts ist weder mit einer positiven Lebenseinstellung noch mit einer guten Portion Optimismus zu lösen.

Klimakrise: Packen wir es an!

#Menschen
#Hochschulleben

Der Klimawandel, oder besser: die Klimakrise, lastet schwer auf unser aller Schultern. Das Problem ist natürlich nicht neu, wurde aber lange Zeit beiseite geschoben – wie man das eben mit großen, unliebsamen Aufgaben so tut. Allerdings sind die Folgen hier weitaus gravierender. Aber es tut sich etwas. In den vergangenen Jahren kam Bewegung auf. Allen voran durch eine junge schwedische Klimaaktivistin, die ihre Sorgen über den Planeten kundtat und in kürzester Zeit so viele junge Anhänger:innern und Anhänger fand, dass mit den Fridays-For-Future-Demonstrationen eine weltweite Bewegung entstand. Doch, und das sei an dieser Stelle besonders zu betonen, es gab sie auch schon vorher. Diejenigen, die sich dem Klimaschutz verschrieben haben, die sich engagieren, die etwas bewirken wollen, die versuchen, es besser zu machen als die Generationen vor ihnen.

Zwei von ihnen sind Julia und Robin. Sie setzen sich gemeinsam für den Klimaschutz und damit für eine bessere Zukunft ein. Darüber möchte ich mit ihnen sprechen, sie kennenlernen und ihre Beweggründe erfahren. Der Termin verzögert sich etwas. Der Grund dafür: Julia befindet sich gerade in einem Aussteigerdorf in Portugal, eine Art Kommune, die inmitten alter Ruinen ein Dorf aufbaut, in dem zukünftig nachhaltig gelebt werden soll. Dort heißt es anpacken. Videocalls kommen weniger gut an. Verstehe ich. Kurze Zeit später treffen wir drei uns, virtuell natürlich.

Bis vor kurzem kannten sich Julia und Robin noch gar nicht, obwohl beide an der Hochschule studieren und sich dort für die gleichen Themen stark machen. Durch Gespräche mit anderen wurden sie aufeinander aufmerksam. In einem Zoom-Treffen lernte man sich schließlich kennen. Seither bestreiten sie den Weg gemeinsam – den Weg zu einer klimaneutralen Hochschule. Konkret fordern sie, gemeinsam mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern, den symbolischen Klimanotstand an der Hochschule auszurufen.

Wie packt man das an? Viel lesen, recherchieren, schreiben und noch viel mehr Gespräche führen mit Menschen an der Hochschule, aber auch Kontakt zu denjenigen Hochschulen aufnehmen, die den Schritt bereits erfolgreich gewagt haben. Dafür benötigt es jede Menge Ausdauer und Entschlossenheit. Charaktereigenschaften, die jeder für sich bereits vorher an den Tag gelegt hat. Das Thema begleitet Julia und Robin schon länger und natürlich auch im Privaten. Sei es die Ernährung, die Produktauswahl beim Einkaufen, die Art ihrer Fortbewegung oder das Engagement in weiteren Gruppen. Interesse an Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist das eine, aber wie entsteht aktives Engagement, frage ich sie.

Kurz nur Stille. Klar, ziemlich offene Frage. Aber dann sprudelt es aus Julia heraus. Die Begeisterung dafür war schon immer da. Nach der Schule entschloss sie sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Nationalpark Harz, es folgte das Bachelorstudium in Recycling und Entsorgungsmanagement hier an der Hochschule, dann der Master in Ingenieurökologie. In beiden Studienfächern habe sie sich weiterführendes Wissen aneignen und viele praktische Projekte durchführen können. Aber das reichte ihr nicht: „In der Hochschule kamen mir so viele Ideen und Gedanken, was man ändern könnte. Ich habe dann verstanden, dass man auch politisch aktiv werden muss, um wirklich etwas zu bewegen. Man muss global denken und regional handeln.“ Daraufhin trat sie dem Studierendenrat bei, gründete die AG Nachhaltigkeit und Umwelt, der es zum Beispiel zu verdanken ist, dass die Hochschule Hochbeete hat. Innerhalb der AG Blühender Campus sorgen Julia und weitere Engagierte dafür, dass es auf dem Campus bald Wildblumenwiesen geben wird.

„Der größte Irrsinn ist es zu glauben, dass andere uns aus dieser Klimakrise raushelfen”

Für Robin, damals noch Schüler, war der Film „eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore ein Schlüsselerlebnis. Der Film bewegte ihn sehr und rüttelt ihn gewissermaßen wach. Als er sich neben seinem Studium der Rehabilitationspsychologie innerhalb von „Campusgrün Stendal“ mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit auseinandersetzte, verstand er, dass man als einzelne Person schon viel bewirken kann. Fridays For Future habe letztlich den Ausschlag gegeben, aktiv zu werden. Er stieß auf ein Papier aus Wien zur Ausrufung des Klimanotstands an Hochschulen und begann, es auf die hiesige Hochschule anzuwenden. Erste Anlaufstelle war für Robin der Fachbereichsrat der Angewandten Humanwissenschaft, dem er ohnehin angehört. Dort tauschte er sich aus und erste Ideen wurden gesammelt.

Während also Julia am Standort Magdeburg konkrete Maßnahmen entwickelte, wie die Hochschule ihren ökologischen Fußabdruck verbessern könnte, formulierte Robin auf dem Stendaler Campus globale Ziele. Inzwischen unterstützen viele weitere diesen Plan. Studierende, Beschäftigte, Professorinnen und Professoren, sie alle ziehen an einem Strang. „Wenn wir als Forschungseinrichtung Wissenschaft wirklich ernst nehmen, dann müssen wir mehr machen, als die Politik uns vorgibt“, führt Robin leidenschaftlich aus.

15 Ziele sind in dem Papier festgeschrieben. Einige davon werden bereits umgesetzt, so zum Beispiel ein Energiemanagement für jeden Fachbereich oder die Förderung der Biodiversität auf dem Campus. Weitere Ziele sind die Senkung der Treibhausgas-Emissionen auf „netto null“ bis 2030, die Entwicklung einer Klimaschutzstrategie, aber auch nachhaltiges Essen in den Mensen. Die beiden blicken zuversichtlich in die nahe Zukunft. „Ich bin Optimistin und freue mich über jedes Ziel und über jede Maßnahme, die bewilligt wird. Wir geben aber alles, um alle Ziele durchzukriegen“, führt Julia aus. Der erste wichtige Schritt sei die Unterzeichnung des Climate Emergency Letter, um den symbolischen Klimanotstand anzuerkennen. Für Robin ist „jedes Engagement und das Wissen daraus schon ein Erfolg für sich. Allerdings wäre es toll, wenn die maßgeblichsten Dinge verabschiedet werden würden.“

Vor allem eines geben Julia und Robin uns mit auf den Weg: „Der größte Irrsinn ist es zu glauben, dass andere uns aus dieser Klimakrise raushelfen. Wir müssen uns gemeinsam engagieren, denn nur mit Verhaltensänderungen beim individuellen Konsum ist es nicht getan. Die Klimakrise ist ein politisches Problem, welches auch auf dieser Ebene angegangen werden muss.“

 

 

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