Sprache sichtbar machen

#Magdeburg
#Menschen
#Hochschulleben
#Alumni

„Zu Beginn meines Studiums war ich eher schüchtern und musste das nötige Selbstvertrauen, souverän vor Menschen zu stehen, erst einmal erlernen.“ Als Gebärdensprachdolmetscherin ist Stefanie Sens schließlich sichtbar und davon darf sie sich nicht beunruhigen lassen. „Ich benötige all meine Konzentration für das Dolmetschen und muss voll und ganz präsent sein.“ Verstecken geht nicht. Und so ist die Alumna der Hochschule Magdeburg-Stendal im Studiengang Gebärdensprachdolmetschen heute deutlich selbstbewusster als noch zu Studienbeginn.

Ihr Studium in Magdeburg beschreibt sie als „Rucksack, der mit den wichtigsten Sachen befüllt wurde“. Und diesen Rucksack gilt es im Laufe des Berufslebens immer weiter zu packen. „Es ist nicht nur wichtig, dass ich mein Wissen ständig erweitere, sondern auch meine eigene Leistung reflektiere.“ So fragt sich die Kommunikationsexpertin nach jedem Einsatz, was gut war und woran es lag, falls etwas einmal nicht ganz glatt lief. „Das Reflektieren hört nie auf. Ich muss mich stets mit mir auseinandersetzen. Das war vor allem in der Anfangszeit nicht immer einfach, ist aber absolut notwendig“, meint Stefanie Sens. Das heutige Bachelorstudium Gebärdensprachdolmetschen schafft die optimalen Voraussetzungen für den Beruf. Studieninhalte wie Gebärdensprachdolmetschen, Sprachwissenschaften und Linguistik, Deaf Studies und Praktika unterstützen die Absolvent:innen der Hochschule Magdeburg-Stendal bei der Kommunikation in unterschiedlichen Lebensbereichen.

Studienentscheidung intuitiv

Als die Erzgebirgerin im Jahr 2002 ihr Abitur gemacht hat, wusste sie zunächst noch nicht genau, wohin es für sie gehen sollte. Zunächst studierte sie ein Jahr lang Geografie. Eigentlich interessierte sich Stefanie jedoch für den Beruf der Gebärdensprachdolmetscherin, auch wenn es während ihrer Studienplatzsuche deutschlandweit nur wenige Hochschulen gab, die den Studiengang Gebärdensprachdolmetschen anboten. Persönlich hatte sie damals noch keinen Bezug zur gehörlosen Community. Ein Studienangebot war ihr zu nah an der Heimat. „Ich wollte mich geografisch auf neues Terrain wagen und da erschien mir die Hochschule Magdeburg-Stendal als gute Wahl.“ Auch weil sie eine Hochschule für angewandte Wissenschaften ist. Letztendlich war es eine Bauchentscheidung, dass sie sich für diese Studienrichtung entschied. Und was gibt es Klareres, als intuitiv zu wissen, dass etwas das Richtige für sich ist?!

Dass es für Stefanie goldrichtig war, hat sich auch rückblickend bestätigt: „Von Anfang bis Ende war das Studium genau mein Ding.“ Das lag auch an der sehr kleinen Matrikel, weshalb das Lernen intensiv und der Kontakt zu Lehrenden unmittelbar war. Diese positiven Bewertungen finden sich auch aktuell in vielen Empfehlungen von Studierenden zum Studiengang wieder.

Eines ihrer Praktika hat Stefanie Sens bei einem Auslandsaufenthalt in Dublin absolviert. Der Fokus lag hierbei auf dem Hospitieren, denn sprachlich gibt es – genauso wie bei allen Sprachen – große Unterschiede. „Wir haben die deutsche Gebärdensprache gelernt und diese ist anders als die irische. Es gibt nämlich keine standardisierte Sprache.“

 

Einstieg in das Berufsleben

Nachdem sie ihr Diplom in der Tasche hatte, machte sich Stefanie Sens im Jahr 2008 selbstständig. Das komme in ihrem Beruf häufig vor. „Als ich meinen Abschluss gemacht habe, gab es keine Option, sich anstellen zu lassen. Das ist heute etwas anders, aber die meisten sind noch immer freiberuflich tätig.“ Heute führt ein achtsemestriges Studium zu einem Bachelorabschluss und zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. Bis zum 15. Juli eines jeden Jahres können die Bewerbungen zum Studienstart jeweils zum Wintersemester online eingereicht werden.

Den ersten Auftrag gab es für Stefanie damals direkt von der Hochschule. Sie erklärt: „Da taube Dozierende lehren, besteht Bedarf an Dolmetscheinsätzen im Studium, denn zwischen dem ersten und dritten Semester haben die Studierenden noch nicht die nötigen Skills, die es braucht, allen Vorlesungen zu folgen.“

Auch aktuell ist Stefanie wöchentlich an der Hochschule. Sie hat Lehraufträge und dolmetscht, auch bei großen Veranstaltungen wie der Immatrikulationsfeier zum Semesterstart im Oktober vor der beeindruckenden Kulisse der Seebühne im Elbauenpark, gleich neben dem großen Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal. „Dank meiner Arbeit in der Lehre profitiere ich von den neuesten Erkenntnissen.“ Um ihren Job gut zu machen, muss Stefanie wissen, was sich in der Welt, aber auch bei der Community tauber Menschen entwickelt – dazu gehört zum Beispiel die aktuell gültige Jugendsprache. Als Stefanie selbst noch studiert hat, gab es mehr hörende als taube Dozierende. Heute hat sich dies umgekehrt, was ein Privileg ist, da die Studierenden nun direkt von der tauben Community lernen.

Die Wahlmagdeburgerin gehörte mit zu den ersten diplomierten Gebärdensprachdolmetscher:innen in Sachsen-Anhalt. Der Aufbau eines Kundenstammes bedeutete daher viel Arbeit und Engagement. Eine Vermittlungsstelle und Stefanies Mitwirken im „Berufsverband der Gebärdensprachdolmetscher*innen in Sachsen-Anhalt e.V. (BeGiSA)“, in dem sie seit 2010 im Vorstand ist, halfen dabei. An potentiellen Kund:innen scheitert es jedenfalls nicht. „Tendenziell herrscht eher ein Mangel an Dolmetscher:innen“, sagt sie.

Empfehlungen aus dem Berufsalltag

Nachfolgenden Studierenden rät sie: „Achtet auch auf eure körperliche Verfassung und gestaltet eure Arbeitsbedingungen gesund, denn aufgrund der teils sehr einseitigen Bewegungen, gepaart mit der Konzentration, die in Anspannung münden kann, kommt es in meinem Beruf verstärkt zu Schulter- und Nackenproblemen.“ Auch das Mindset sollte passen: „Als Gebärdensprachdolmetscherin zu arbeiten, bedeutet für mich in erster Linie Dienstleisterin zu sein. Meine Kund:innen sind hörende und gehörlose Menschen und ich möchte ihnen etwas anbieten. Unabhängig davon ist das Dolmetschen für mich aber auch Teamwork.“ Auch sei es unabdinglich, immer neugierig zu bleiben und grundsätzlich „up to date“ zu sein.

 

 

Alle Infos beim „Open Campus“ hautnah erfahren

Mehr zum Studiengang Gebärdensprachdolmetschen an der Hochschule Magdeburg-Stendal. erfahren Studieninteressierte auf dem Open Campus am 17. Mai 2025. Eine Einführungsveranstaltung erklärt an diesem vielseitigen Infotag, welche Kurse, Projekte und Vorlesungen dazugehören und welche Einsatzbereiche für die Dolmetscher:innen möglich sind. Bei einem Schnupperkurs wird die lautlose gebärdensprachliche Kommunikation gezeigt und einige wichtige Gebärden gezeigt. Aktuelle Studierende erzählen aus erster Hand über den Studiengang und das Studierendenleben. Praxisnah öffnet das Videosprachlabor der Hochschule, um die moderne Ausstattung selbst testen und eigene Bilder im Videosprachlabor aufnehmen zu können.

Aktuelles

Probieren geht Hand in Hand mit Studieren – Praktika im Studium

Jetzt lesen

Studium war Gamechanger

Jetzt lesen

Sprache sichtbar machen

Jetzt lesen