Praxisnah studieren - Unterwegs mit dem Studiengang Maschinenbau

Unter Tage ins Bergwerk Zielitz: Ein Exkursionsbericht von Laura Kramer (Hochschulkommunikation)

Unter Tage ins Bergwerk Zielitz

Es ist Montagmorgen, kurz vor acht. Prof. Dr.-Ing. Konrad Steindorff, Professor für Getriebe- und Antriebstechnik wartet zusammen mit seinem Kollegen und Laboringenieur Dipl.-Ing. Kay-Uwe Bender vor den Werkstoren von der K+S Minerals and Agriculture GmbH auf seine Studierenden. Für die neun Teilnehmer seines Wahlpflichtmoduls „Hydraulische Antriebe“ im Studiengang Maschinenbau hat er die Exkursion nach Zielitz zu einem der weltweit größten und modernsten Kaliwerke bei Magdeburg organisiert.

Wie kam die Idee dazu?

„Hydraulik ist z. B. bei Baumaschinen und Landmaschinen unverzichtbar. In künftigen Maschinen müssen jedoch die Hydrauliksysteme im Hinblick auf neue CO2-freie Antriebsarten wie Batterie oder Wasserstoff neu gedacht werden,“ erklärt Professor Steindorff. Als praxisorientiertes Modul wird seine Vorlesung mit Laborversuchen und Exkursionen unterfüttert. Die Besichtigung von Bergwerksmaschinen stellt daher einen idealen Praxisbezug her.

Nach und nach kommen die Studierenden an und sammeln sich vor einem großen gelben Lader, der vor den Werkstoren steht. An der Pforte begrüßt uns Herr Sebastian Leuschner, Geschäftsführer der Firma WK Hydraulik. Er und Professor Steindorff kennen sich bereits durch andere Kooperationen. WK Hydraulik führt traditionell die Wartung und Reparaturen der Hydraulik an Maschinen von K+S durch und konnte so die Exkursion ins Bergwerk Zielitz ermöglichen. „Unter Tage werden wir noch deutlich größere Lader sehen,“ kündigt Herr Leuschner an.

Ein Ingenieur der Firma K+S, der für die Exkursion unser Führer sein wird, empfängt uns und führt uns in die Kaue. In diesem Umkleide- und Aufenthaltsbereich der Bergleute werden Sicherheitsschuhe, Helme und Kleidung ausgegeben, bevor es in die Umkleide und dann in einen Beratungsraum geht. Zunächst sehen wir ein Sicherheitsvideo: Unter Tage trägt jede:r einen sogenannten Lebensretter – eine Art Sauerstoffbehälter, durch den man im Brandfall atmen kann. Wir werden eingewiesen, wie wir uns im Notfall verhalten und den Lebensretter bedienen sollen. Außerdem erhalten wir noch einige Informationen zur Firma K+S und den Bergwerken.

Dann wird es ernst. Ab jetzt muss jede:r einen Helm tragen und wir bekommen die Lebensretter ausgehändigt. Durch einen langen Gang gelangen wir zum Aufzug, der uns circa 700 Meter in die Tiefe bringen soll. Im Aufzug stehen wir in Reihen nebeneinander. Gegenüber ist ein großes Fenster, durch das man die Bäume auf dem Werksgelände sehen kann. Unser Führer erklärt, dass das extra so gestaltet ist, damit die Arbeiter das Tageslicht und die Umgebung sehen, bevor es unter Tage geht. Neben unserer Besuchergruppe sind auch einige Bergarbeiter im Aufzug. Neben mir steht ein älterer Mitarbeiter. Er fragt mich, ob ich schon einmal unter Tage war, und versucht mir die Nervosität zu nehmen. Er erzählt mir: „Ich mach das hier seit 20 Jahren, passiert ist noch nie was. Jetzt ruckelt es nur noch zweimal und dann haben Sie es geschafft“.

Unten angekommen, verabschiedet er sich mit „Glück auf!“ und wünscht uns einen spannenden Besuch. Unten ist es warm und die Luft schmeckt salzig. Unsere Gruppe wird zu einem großen Geländewagen geführt und wir fahren weiter ins Bergwerk hinein. Die erste Maschine, die wir besichtigen, ist ein deutlich größerer Lader als der vor den Werkstoren. Vorn auf der Ladefläche machen wir ein Gruppenfoto. Danach können die Studierenden die Maschine rundherum besichtigen und Fragen stellen.

Es geht weiter: insgesamt besuchen wir vier Maschinen und zwischendurch können wir an anderer Stelle einen weiteren riesigen Lader in Aktion beobachten. Während für mich die Maschinen einfach nur in ihrer Größe beeindruckend sind und ich etwas über die Arbeit unter Tage erfahre, ist es für die Maschinenbau-Studierenden natürlich spannend, die Hydraulik in Aktion zu sehen und zu verstehen, unter welch schwierigen Umweltbedingungen diese funktionieren muss.

Zwischen den Besichtigungen steht jedes Mal eine Fahrt im Geländewagen. Wir fahren nur circa 30 km/h, doch durch den Fahrtwind fühlt es sich wesentlich schneller an. Gefühlt endlos reiht sich Tunnel an Tunnel. Später erfahren wir, dass wir „nur“ etwa sieben Kilometer zurückgelegt haben. Zuletzt gehen wir durch riesige Hallen, in denen Maschinen gewartet werden, und gelangen wieder zurück zum Aufzug. Hier sammeln sich bereits die Arbeiter, die nun Schichtende haben, und eine weitere Besuchergruppe. „Gleich wird es voll,“ warnt uns unser Führer von K+S vor. Wir stellen uns wieder in Reihen und rücken eng zusammen. Der Aufzug saust nach oben und kommt gegenüber des großen Fensters wieder zum Stehen. Das Tageslicht scheint uns ins Gesicht. Durch den Gang geht es zurück Richtung Kaue, wo wir unsere Lebensretter abgeben können. Dann geht es zurück zur Umkleide. Mittlerweile ist es 12:30 Uhr und alle sind froh, dass es nun erst einmal in die Kantine geht, denn nach der Zeit unter Tage haben wir Hunger.

Besuch bei WK Hydraulik

Nach dem Mittagessen geht es weiter zur Firma WK Hydraulik. Wie einige andere Firmen sitzt auch WK Hydraulik auf dem Werksgelände von K+S in Zielitz. Herr Leuschner stellt uns seinen Kollegen und Mit-Geschäftsführer Herrn Marc Jäger vor, der uns mehr über die Firma berichtet und uns durch die Räume und Hallen führt. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, da immer andere Teile gewartet oder repariert werden müssen. Auch arbeiten sie nicht nur für K+S, sondern für zahlreiche Firmen weltweit, die etwas mit Hydraulik zu tun haben. Die Studierenden können sich auch hier umsehen und Fragen stellen.

Am Ende bedanken wir uns für die Führung und die Möglichkeit, das Bergwerk zu besichtigen, und werden wieder zur Pforte begleitet. Ein aufregender Tag und eine spannende Erfahrung geht zu Ende.

Auch bei den Studierenden hat die Exkursion bleibenden Eindruck hinterlassen.

Daniel Niemann (22) meint: „Ich fand es sehr gut. Es ist eine ganz andere Welt, die man nicht alltäglich sehen kann. Und wie dort unten [im Bergwerk] gearbeitet wird, ist schon interessant. Auch die Fahrzeuge, die sie dort unten haben, waren sehr spannend. Durch diesen Besuch in der Praxis interessiere ich mich noch einmal mehr dafür, wie Maschinen und Systeme eigentlich funktionieren.“

Luca Nitschke (21) ergänzt noch: „Viele Leute haben gesagt, dass das sehr, sehr außergewöhnlich ist, dass wir als Besucher einfach unter Tage dürfen. Das kann ich jetzt bestätigen. Dass wir uns die Maschinen anschauen, die ganze Funktionsweise verstehen und herleiten konnten, wie das funktioniert, das fand ich schon sehr gut. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, unten im Bergwerk zu arbeiten, ich könnte mir aber gut vorstellen, später solche Fahrzeuge zu entwickeln. Durch den Besuch vor Ort kann man sich die realen Bedingungen besser vorstellen, wie hoch der Salzgehalt und die Wärme unter Tage sind. Auf jeden Fall war es sehr praxisnah.“

Der Studiengang Maschinenbau bietet eine umfassende Ausbildung und vermittelt sowohl Fachkenntnisse als auch praktische Fähigkeiten. Die Studierenden arbeiten mit modernen Technologien, können aus vielseitigen Wahlpflichtmodulen wählen und mit den beiden Vertiefungsrichtungen Konstruktionstechnik und Produktionstechnik ihr Studium nach individuellen Interessen ausrichten. Auch ein 12-wöchiges Industriepraktikum ist Bestandteil des Studiums und bereitet optimal auf den Berufseinstieg vor.

Der Studiengang hat eine Studienzeit von 7 Semestern und schließt mit dem Bachelor of Engineering (B.Eng.) ab. Bewerbungsschluss ist regulär der 15.09.2024 (bzw. uni-assist 15.08.2024).

 

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Fotos und Bericht von Laura Kramer (Mitarbeiterin im Servicebereich für Hochschulkommunikation).

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