Was hat Star Wars mit unserer Hochschule zu tun? Und welche Rolle spielt dabei der Studiengang Mechatronische Systemtechnik?

Möge die Macht mit dir sein

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Wer auf unserem Campus oder innerhalb Magdeburgs auf eine futuristische, soldatenähnliche Gestalt in Schwarz-Weiß trifft, muss nicht die Flucht ergreifen. Kenner:innen identifizieren die Figur sofort und wissen, wovon die Rede ist: ein Stormtrooper. Das sind die Figuren, die bei Star Wars aufseiten des Imperiums kämpfen, für Recht und Ordnung sorgen und als Elite des imperialen Militärs gelten. Sie werden ausgebildet, um loyal, diszipliniert und rücksichtslos für das Imperium zu kämpfen. Jegliche Individualität und Empathie wird ihnen abtrainiert.

Der Stormtrooper namens TK-28020, von dem ich euch nun erzähle, heißt im echten Leben Johannes. Doch der dunklen Charakteristik eines Stormtroopers entspricht Johannes nicht im Geringsten. Wenn er nicht gerade im Kostüm steckt, beschäftigt er sich mit seinem Studium der Mechatronischen Systemtechnik, ganz seriös in alltäglicher Bekleidung. So sitzt er mir auch gegenüber. Das heißt in dem Fall auf der anderen Seite des Monitors. Wir verabreden uns online für ein Gespräch. Schade, ich hatte ein bisschen gehofft, er würde zu mir in voller Montur sprechen. Zugegebenermaßen wäre das sehr unbequem für Johannes geworden. Denn in seinem aktuellen Stormtrooper-Kostüm könne er sich nicht hinsetzen, verrät er mir.

Bevor Johannes sich dazu entschieden hat, Mechatronische Systemtechnik zu studieren, hat er ziemlich viel ausprobiert. „Ich war damals einfach mit mir und allem unzufrieden, eben die typische Rebellenphase“, was ihn dazu bewog, die Schule drei Monate vor dem Abitur zu schmeißen. Es folgten einige Praktika in Leipzig und Wuppertal, vor allem im kreativ-gestalterischen Bereich. Denn dort sah Johannes seine berufliche Zukunft. In Magdeburg arbeitete er später als Rettungssanitäter, bis es ihn an unsere Hochschule verschlug. Hier entschied er sich zunächst für den Studiengang Internationale Fachkommunikation und Übersetzen. Die neu gewonnene Freiheit, die ein Studium mit sich bringt, hat Johannes vollends ausgekostet, so sagt er selbst. Auf seinem persönlichen Studienplan standen vor allem Partys und Leute kennenlernen. Das eigentliche Studieren kam viel zu kurz: „Meine damalige geistige Einstellung war einfach noch nicht soweit“. 

 

 

 

Spulen wir etwas vor: Heute ist Johannes 26 Jahre alt und bereits im sechsten Semester seines Studiums. Im Anschluss möchte er gern im Master Engineering Design studieren. Bereuen würde er nichts: „Ich wäre heute nicht so reif in vielen Sachen, wenn ich die Umwege nicht gehabt hätte.“ Johannes fühlt sich angekommen und hat mit seinem Studium die ideale Verbindung von Technik und kreativer Betätigung gefunden. Aktuell arbeitet er zum Beispiel gemeinsam mit zwei Industriedesignern an einem Teilprojekt, in dem eine elektrische Variante eines Go-Karts gebaut werden soll. Während seine Projektpartner aus dem Industrial Design am Gehäuse feilen, ist Johannes für den Akustikbereich zuständig. Selbstständig an Projekten wie diesen zu arbeiten, sich fachübergreifend auszutauschen und sich auszuprobieren finde er wahnsinnig spannend. Aber auch die Laborarbeit, die großer Bestandteil im Studium sei, mache er gern. Die Dozent:innen würden sich immer viel Zeit dafür nehmen, an die Themen heranzuführen und man werde nie vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern trete stets in den Dialog. „Man hat hier insgesamt viele Möglichkeiten eigenständig zu arbeiten und sich auszutoben, auch an Projekten, die mit dem Studium gar nicht unbedingt was zu tun haben.“ Hätte er keinen eigenen 3D-Drucker zu Hause, hätte er die der Hochschule mit Sicherheit in Anspruch genommen, erzählt er mir.

„Man sollte immer auf sich selbst hören und sich viel mehr Zeit nehmen, bevor man etwas macht, was einem nicht gefällt”

Dass Johannes heute an diesem Punkt steht, hätte er vor ein paar Jahren wohl selbst nicht gedacht. Er widmet sich im Studium und auch im Privaten dem, was er liebt: Technik und Kreativität. „Vor meinem jetzigen Studium gab es einfach keine persönliche Weitentwicklung. Dieses Gefühl, auf der Stelle zu stehen und nichts Sinnvolles mit sich anzufangen, ist nicht schön.“ Das Problem sei, dass man als junger Mensch viel zu wenig Zeit habe, sich selbst kennenzulernen, in sich reinzuhorchen und sich auszuleben, erläutert Johannes. „Man sollte immer auf sich selbst hören und sich viel mehr Zeit nehmen, bevor man etwas macht, was einem nicht gefällt.“

Während des Gespräches mit Johannes wird schnell klar, dass die Trennschärfe zwischen seinem Studium und Hobby sehr gering ist. Eine seiner größten Leidenschaften sind 3D-Drucker und den nutzt er auch gern einmal für sein Studium. Im Fach Robotik hat er aus Servomotoren und 3D-Drucker-Teilen einen kleinen Roboterarm gebaut, entsprechende Berechnungen angestellt, das Programm dazu geschrieben et voilà, er funktionierte. Auch für sein Go-Kart Projekt hat er bereits auf den 3D-Druck zurückgegriffen und eine Halterung für den Microcontroller gefertigt.

Vor circa fünf Jahren habe er sich den ersten 3D-Drucker gekauft, aktuell baue er diesen in eine größere Variante um, mit dem er dann großflächiger drucken könne. Daneben besitze er noch einen Resindrucker, der auf Harz drucke und mit dem mehr Details möglich seien. Johannes greift zur Seite und hält etwas vor die Kameralinse seines Smartphones. Ich sehe eine circa 6 cm große und schwarz-rot bemalte Figur. Wie ich erfahre, handelt es sich um Darth Maul, natürlich auch eine Figur aus Star Wars, die er originalgetreu bemalt hat. So ein 3D-Drucker kann aber auch im Haushalt ziemlich hilfreich sein, schmunzelt Johannes. „Wenn man einen Haken braucht und der Baumarkt zu hat, druck ich halt selbst einen.“

„Man kann sein Fan-Dasein ausleben und gleichzeitig Gutes tun”

Der Kauf eines herkömmlichen Druckers ist nicht der Rede wert, sich einen 3D-Drucker zuzulegen ist allerdings schon ungewöhnlicher. Ich frage Johannes nach seiner Motivation. „Star Wars“ lautet die Aussage. Die hochwertigen Kostüme seien unglaublich teuer. Ein filmakurates Kostüm koste mindestens 1.200 Euro. Und selbst dann würden wichtige Details fehlen. Er entschloss sich daher kurzerhand, selbst eins zu bauen. Gegenwärtig arbeite er schon an einem neuen. Johannes erklärt mir, dass sein aktuelles Kostüm innerhalb des weltgrößten und offiziell anerkannten Star-Wars-Kostümclubs „501st Legion“ den Mindestanforderungen entspreche. Sein Ziel sei es allerdings, die oberste Stufe zu erreichen, gibt er amüsiert preis. Und das heiße wiederum: Berechnungen und Modelle am PC ausführen, drucken, schleifen, spachteln, erneut schleifen. Stolz zeigt mir Johannes den Helm des neuen Stormtrooper-Kostüms. Die Details würden noch fehlen, müssten noch ausgedruckt und eingeklebt werden. Außerdem möchte er noch einen Stimmverzerrer bauen. Dabei würden ihm die gelernten Inhalte vom Studium sehr weiterhelfen. 

Vor ein paar Monaten ist Johannes dem deutschen Ableger der Fanbewegung „501st German Garrison“ beigetreten. Unter dem Motto #badguysdoinggood veranstalten sie bundesweit Spendenläufe und sammeln Geld für den gute Zweck: „Man kann sein Fan-Dasein ausleben und gleichzeitig Gutes zu tun.“ Auch Events würden sie regelmäßig besuchen, um die Kostüme vorzuführen. Das war wohl auch die Motivation, die Johannes bzw. TK -28020 dazu bewogen hat, im Namen unserer Hochschule zu posieren. Dass er aufgrund fehlender Kontaktlinsen die Taste am Getränkeautomaten mehrmals verfehlte, sieht man auf dem Foto ohnehin nicht.

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